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Sid Meier
Sid Meier
Designer, Geschäftsführer und Kreativdirektor von Firaxis Games
Spieldesign, Spieleindustrie und Civilization Revolution - Teil 2/2
Interview mit Jörg Langer
Autorisierte Reproduktion des Originalinterviews von
spieletipps.de (Deutsch) und Gamersglobal (Englisch)
Jörg Langer: Glaubst du, dass sich in den letzten zehn Jahren etwas Grundsätzliches geändert hat in der Spiele-Industrie, dass es nicht mehr so viele neue Ideen gibt?
Sid Meier: Nein, überhaupt nicht. In den letzten paar Jahren erschienen Spiele wie Guitar Hero oder die Wii-Konsole. Wir haben den Jungs von Rockstar dabei zugesehen, wie sie ein Tischtennis-Spiel veröffentlicht haben! Es gibt eine große Bereitschaft, Neues zu probieren, ich weiß, dass Publisher die Entwickler dazu ermuntern, sich neue Spiele einfallen zu lassen. Gleichzeitig wollen die Spieler das nächste Halo, das nächste GTA! Ich denke also, dass die Publisher ihr Bestes geben, einerseits neue Spiele zu entwickeln, und andererseits den Fans neue Versionen dessen zu geben, was sie bereits lieben.
Jörg Langer: Du glaubst also ernsthaft, dass heute noch so viele neue Spielemarken entstehen wie früher?
Sid Meier: Ich denke, es gibt genug neue Ideen. Aber natürlich gehen die Kosten für brandneue Spiele in die Millionen und Abermillionen von Dollars. Und das bedeutet wahrscheinlich schon, dass es nicht mehr so viele originäre Spiele gibt wie in den alten Zeiten. Aber wenn du dir neue Plattformen wie den DS, die Wii oder Xbox Live Marketplace anschaust, dann sind die Entwicklungskosten dafür geringer als für Xbox 360, PS3 oder PC. Es gibt also sicher auch heute noch Chancen für kleinere Entwicklungsstudios und für Spiele mit überschaubarem Budget.
Jörg Langer: Was ist deine Meinung zum Thema "PC gegen Konsolen"?
Sid Meier: Den PC als Spiele-Plattform wird es noch sehr lange geben, er spielt in unseren Zukunftsplänen definitiv eine große Rolle. Eine Menge der Ideen, die wir gerade intern prüfen, wären sowohl für die Konsolen als auch den PC. Die Nextgen-Konsolen sind inzwischen gleichauf mit dem PC, was Grafik und Rechenpower anbelangt. Also ist es sinnvoll, für sie und den PC gleichzeitig zu entwickeln. Der PC ist nach wie vor die beste Plattform für MMOGs. Blizzard hat mit World of WarCraft einen tollen Job gemacht, den PC als wichtiges Marktsegment zu erhalten! Und der PC hat grenzenlosen Internet-Zugang, deshalb schlagen sich Download-Spiele sehr gut. Uns als Entwickler steht zurzeit eine reichhaltige Auswahl an Plattformen zur Verfügung, im Prinzip müssen wir nur überlegen: "Auf welchen davon funktioniert unsere Idee besonders gut?"
Jörg Langer: Civilization Revolution soll besonders gut portierbar sein, weil es eine übergreifende Gameplay-Engine hat, und der ganze Rest im Prinzip nur das grafische Drumherum ist. Das klingt fast zu schön, um wahr zu sein!
Sid Meier: Aber es ist wirklich so! Wir machen gerade die DS-Version, und das Gameplay entspricht zu 100 Prozent dem der Xbox-360- oder PS3-Fassung. Wir mögen die Idee nicht, bestimmte Versionen unseres Spiels von anderen Studios entwickeln zu lassen. Wir möchten sicherstellen, dass unser Gameplay, in das wir so viel Zeit investieren, auf jeder Plattform das Gleiche ist. Also haben wir den Programmkern mit der Künstlichen Intelligenz, den Spielregeln und so weiter, der wirklich auf allen Systemen derselbe ist. Nur die Grafiken und die Tastenbelegungen und Menüs sind anders.
Jörg Langer: Dann müsste man doch auch problemlos Multiplayer-Partien zwischen den einzelnen Plattformen starten können!
Sid Meier: Theoretisch ja, man würde mit dem jeweiligen Plattform-Interface spielen, und gar nicht merken, welches System der Mitspieler verwendet. In die Praxis umsetzen könnten wir das aber erst, wenn Microsoft, Sony und Nintendo sich darauf einigen würden, ihre Online-Netze miteinander kompatibel zu machen.
Jörg Langer: Welche generellen Trends siehst du in der Spiele-Industrie?
Sid Meier: Ich finde, gerade ist eine großartige Zeit, Spieler oder Entwickler zu sein! Ich bin beeindruckt von der großen Zahl hochklassiger Titel, die im letzten halben Jahr erschienen sind. Bioshock, zum Beispiel, oder Halo 3. In der ersten Jahreshälfte 2007 habe ich mich allerdings schon manchmal gefragt, wo die guten Spiele bleiben. Unsere Branche ist weiterhin sehr kreativ und hat es sehr schnell geschafft, die neue Hardware von Xbox 360 und PS3 auch auszunutzen. Und die Wii bringt ganz neue Gruppen zum Spielen. Das war immer das Schwerste für uns Designer: Wie kriegen wir die Leute, die gar nicht spielen? Nun gelingt genau das, durch die Wii, durch die MMOGs, durch den DS, durch die Casual-Spiele. Und wenn immer mehr Leute zum Spielehobby kommen, haben wir bei Firaxis die Hoffnung, dass sie irgendwann auch mal ein Strategiespiel ausprobieren wollen!
Jörg Langer: Sind demnach Computerspiele mittlerweile im Massenmarkt angekommen - oder würdest du sie immer noch als eine Nische bezeichnen?
Sid Meier: Wir sind immer noch eine Nische, aber eine große. Games sind einfach etwas Persönliches, man muss sich auf sie einlassen, um sie zu spielen. Man kann sich nicht einfach zurücklehnen und zuschauen. Aus diesem Grund geben Computerspiele einem die tiefere, reichhaltigere Erfahrung als etwa Filme. Doch genau das macht es auch schwierig, dass ein Game, vielleicht mit Ausnahme von Tetris, von wirklich jedem auf der Welt gemocht wird. Diese persönliche Ansprache, die tiefer geht als jeder Film, ist eine der Stärken der Games-Branche. Diese Position ist zwar kein Massenmarkt, aber sie ist eine gute Stelle für unsere Branche. Denn das Spiele-Hobby wird weiter wachsen!

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